Berufs- und studienbezogene Förderprogramme und Projekte

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Welche staatlichen Förderprogramme in den Bereichen Ausbildung, Beruf und Studium gibt es für Geflüchtete? Welche Projekte und Initiativen werden darüber hinaus angeboten? In der folgenden Lektion erhalten Sie eine Übersicht aktueller Förderprogramme und Projekte für Geflüchtete sowie weiterführende Hinweise und professionellen Beratungsangeboten, die sich an Geflüchtete und Zugewanderte richten.

In den vergangenen Jahren wurde neben den Regelangeboten im Bereich der Berufs- und Studienorientierung auf Bundesebene und in den Bundesländern eine Vielzahl von Programmen aufgelegt, die sich ausschließlich an Geflüchtete und Neuzugewanderte richten. Darüber hinaus sind auch in der Wirtschaft, in einzelnen Berufsgruppen und im gemeinnützigen Bereich viele berufsbezogene Projekte und Netzwerke entstanden, die Geflüchtete bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt unterstützen. Häufig unterstützen die Angebote die Geflüchteten nicht nur im beruflichen Bereich, sondern begleiten sie auch in anderen Lebensbereichen.


Als Ehrenamtliche*r können Sie diese Angebote in Ihre Arbeit einbeziehen, Geflüchtete auf geeignete Programme aufmerksam machen und bei Bedarf einen Kontakt zu den jeweiligen Beratungsstellen herstellen.

Förderprogramme und Projekte für Ausbildungs- und Arbeitssuchende

Berufsorientierung für Flüchtlinge (BoF)

Mit dem Programm Berufsorientierung für Flüchtlinge – BOF“ des Bundesbildungsministeriums (BMBF) werden junge, nicht mehr schulpflichtige Geflüchtete und Zugewanderte auf ihrem Weg in eine Ausbildung unterstützt. Im Rahmen einer intensiven, bis zu 26-wöchigen Berufsvorbereitung lernen die Teilnehmenden Fachsprache und Fachkenntnisse für den angestrebten Ausbildungsberuf und werden individuell unterstützt. Die Kurse finden in Lehrwerkstätten und Betrieben statt.


Flüchtlingsprojekte der „Initiative Bildungsketten“

Im Rahmen der „Initiative Bildungsketten“ finanziert das Bundesbildungsministerium (BMBF) in sieben Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz) verschiedene Berufsorientierungsprojekte für Geflüchtete und Neuzugewanderte.

In einer Projektlandkarte lassen sich bundesweit alle Projekte des „BOF-Programms“ und der „Initiative Bildungsketten“ recherchieren.


Förderprogramme der Bundesagentur für Arbeit

  • Perspektiven für junge Flüchtlinge – PerjuF richtet sich insbesondere an junge Menschen unter 25 Jahren, die eine berufliche Ausbildung anstreben. Ziel der Maßnahme ist die Orientierung im deutschen Ausbildungs- und Beschäftigungssystem. Es werden auch berufsbezogene Sprachkenntnisse vermittelt. Die Maßnahme erstreckt sich über einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten.
  • Perspektiven für Flüchtlinge – PerF dient der Feststellung beruflicher Kompetenzen durch Maßnahmeteile im sogenannten „Echtbetrieb“ (in der Regel bei Arbeitgebern) und umfasst Beratung und Unterstützung bei Bewerbungsaktivitäten und Informationen zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Während der 12-wöchigen Maßnahme werden auch berufsbezogene Sprachkenntnisse vermittelt.


Neben den bundesweiten Förderprogrammen bestehen auch regionale Angebote der Agenturen für Arbeit.


Projekte und Aktivitäten der Kammern

Viele Kammern haben eigene Projekte und Initiativen entwickelt, mit denen Geflüchtete unterstützt werden.

Der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) stellt eine Übersichtskarte mit Projekten und Ansprechpartnern in den Regionen zur Verfügung. Projekte und Aktivitäten der IHK-Organisation zur Integration von Flüchtlingen finden sich in der Broschüre Ankommen in Deutschland – gemeinsam unterstützen wir Integration.

Förderprogramme und Projekte für Studierende und arbeitssuchende Akademiker*innen

Um Studierenden mit Fluchterfahrung den Zugang zum Studium in Deutschland und den Übergang in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, hat der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) mehrere Förderprogramme aufgelegt, die an vielen Hochschulen angeboten werden:

Das Programm „Integra" - Integration von Flüchtlingen ins Fachstudium ermöglicht die sprachliche und fachliche Vorbereitung Geflüchteter auf ein Studium, eine passgenaue Studienbegleitung und die Vorbereitung auf eine Berufstätigkeit in Deutschland. Die Teilnehmenden erlernen Fachsprachen, fachspezifische Grundkenntnisse, entwickeln individuelle Lernstrategien und erwerben überfachlich-methodische Kompetenzen.

Um studierfähigen Geflüchteten die Orientierung in Hochschule und Hochschulalltag zu erleichtern, werden im Förderprogramm „Welcome" - Studierende engagieren sich für Flüchtlinge studentische Initiativen gefördert, die sich für eine bessere Integration Geflüchteter an ihren Hochschulstandorten engagieren. Die Initiativen reichen von Buddy- und Mentorenprogrammen über Sprachcafés bis zu studentischer Rechtsberatung.

Die bisher an den Programmen „Integra“ und „Welcome“ teilnehmenden Hochschulen sind in dieser Liste zusammengestellt.

Das Programm „PROFI" - Förderung der bildungsadäquaten Integration in den deutschen Arbeitsmarkt unterstützt geflüchtete Akademiker*innen dabei, eine ihrer Qualifikation entsprechende Beschäftigung aufzunehmen. Durch fachspezifische Qualifizierungsprogramme an den Hochschulen erwerben die Teilnehmenden in verkürzter Studienzeit zusätzliche fachliche, fachsprachliche und überfachlich-methodische Kompetenzen.

Initiative „Bridges – Musik verbindet“

Die ursprünglich von zwei Studentinnen in Frankfurt gegründete Initiative Bridges - Musik verbindet hat seit ihrer Gründung im Jahr 2016 über 150 (professionelle) Musiker*innen mit und ohne Flucht- und Migrationshintergrund zusammengebracht und seither über 250 Auftritte gespielt.

Neben der Förderung des interkulturellen Dialogs durch Konzerte und interkulturelle Musikpädagogik unterstützt Bridges bei Fragen des Alltagslebens, im Asylverfahren und vor allem bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Durch die Vermittlung von Konzerten und Mitarbeit in musikpädagogischen Formaten schafft Bridges Beschäftigungsmöglichkeiten und tritt für eine faire Bezahlung professioneller Musiker*innen ein.


Amal, Berlin!

Das Projekt Amal, Berlin!ist ein Nachrichtenportal auf Arabisch und Farsi/Dari. Zehn Journalist*innen aus Syrien, Afghanistan, Ägypten und Iran berichten über Politik, Kultur und Gesellschaft in Berlin und Deutschland. Das Projekt bietet Journalist*innen im Exil eine berufliche Zukunft, da sie mit halben Stellen angestellt oder als feste freie Mitarbeiter beschäftigt sind. Zugleich bietet es Neuangekommenen aus der arabischen Welt, Afghanistan und dem Iran die Möglichkeit, sich in der Stadt und in Deutschland zurechtfinden. Die Nachrichtenplattform ist ein Projekt der Evangelischen Journalistenschule (EJS) und besteht seit 2017. Seit 2019 gibt es das Projekt auch in Hamburg.


MEDIA RESIDENTS – Netzwerk für Menschen mit Publikationshintergrund

Als Schnittstelle zwischen Initiativen, Medien und Unternehmen bietet Media Residents Einsteigern und Profis in Berlin einen Coworking Space, technisches Equipment, sowie Workshops und regelmäßige Events. Ihr Ziel: Das Zusammenführen von geflüchteten sowie einheimischen Medienmacher*innen soll Gemeinsamkeiten über die Unterschiede stellen und so vielen Newcomern beim Einstieg in die hiesige Medienlandschaft helfen.

Mit Media Residents haben wir für Sie im vhs-Ehrenamtsportal u.a. die Videoreihe "Geflüchtete erzählen" erstellt, in der wir sechs Menschen zu ihrer Heimat befragten und so spannende und zum Teil ganz persönliche Einblicke in das Leben vor Ort erhielten. Die Videos finden Sie in unserer Themenwelt "Herkunftsländer".

Professionelle Beratung und Unterstützung für Geflüchtete

Kostenlose persönliche Beratung und Unterstützung bei der Integration von Geflüchteten in Ausbildung, Beruf und Studium finden Sie bei den folgenden Stellen:



Neben den regulären Angeboten in den Bereichen Ausbildung, Beruf und Studium, welche insbesondere von Geflüchteten mit unsicherem Aufenthaltsstatus teilweise nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden können, gibt es eine Reihe von Programmen und Projekten, die sich speziell an Geflüchtete und Neuzugewanderte richten. Häufig haben diese auch den Vorteil, dass sie die gesamte Lebenssituation der Geflüchteten im Blick haben und entsprechende Unterstützungsangebote bereitstellen.


Autorenbild

Katja Stöhr-El Saman, Dipl.-Soziologin und Interkulturelle Trainerin, arbeitet seit rund zehn Jahren im Bereich der Berufsorientierung, darunter mehrere Jahre als Trainerin und Beraterin für Berufsorientierung für Migrant*innen. Zuletzt koordinierte sie ein Programm zum Übergang Schule-Beruf für die weiterführenden Schulen der Stadt Bonn.

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