Die Herrschaft der Taliban in Afghanistan

Die Taliban sind ein recht junges Phänomen in der neueren afghanischen Geschichte. Sie gehen auf eine Bewegung von Koranschülern zurück, die sich ab 1994 im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet bildete und in den afghanischen Bürgerkrieg eingriff. Nach ihrem Sieg in Kabul 1996 regierten sie das Land bis 2001.
Die Taliban-Herrschaft basierte auf einer strikten Interpretation des Korans und dem islamischen Recht der Scharia, die neben dem Strafrecht auch viele andere Bereiche des Lebens regelt (inklusive Personenstands-, Wirtschafts-, Banken- sowie Erbrecht). Im Süden und Osten des Landes hat die Taliban-Herrschaft das Leben der Menschen weniger beeinflusst, da ihre Weltsicht hier schon relativ nahe an der Kultur und Lebensweise der lokalen Bevölkerung war. Einschneidende Veränderungen brachten die Taliban aufgrund zahlreicher Verbote im Alltagsleben vor allem in großen Städten. Hier sowie im Norden und im geographischen Zentrum des Landes wurden sie oft als Besatzer empfunden.
Dennoch hat ihre Herrschaft in weiten Teilen Afghanistans Spuren hinterlassen. Religion spielt nicht nur im öffentlichen Leben eine Rolle, religiöse Würdenträger üben in Justiz und Politik einen großen Einfluss aus. Viele dieser Persönlichkeiten sind jedoch weniger mit den Taliban als mit den ehemaligen Mujahidin-Parteien verbunden.

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