Die Aufgaben der Koordination

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Sie möchten wissen, welche Ressourcen der Aufbau eines Lernbegleitsystems benötigt? Und was überhaupt zur Koordination der Ehrenamtlichen alles dazu gehört? Informieren Sie sich hier!

Für Koordinator*innen ist es notwendig, sich zu verdeutlichen, dass die Aufgabe der Begleitung und Unterstützung im Rahmen des Lernbegleitsystems nicht allein in der Herstellung des Erstkontaktes zwischen Lernbegleiter*innen und Lernenden liegt.

Als Koordinator*in begleiten Sie die Tandems durch die verschiedenen Phasen der Lernbegleitung und stehen den Tandems bei Fragen und Problemen zur Verfügung.

Sowohl die Koordinator*innen als auch die Einrichtung selbst sollten deshalb den erhöhten personellen Einsatz bei der Umsetzung eines solchen Systems im Blick haben.

Folgende Grafik fasst die Schritte zusammen, die Koordinator*innen und Interessierte an einem Tandem vom Erstkontakt bis zum Abschluss durchlaufen. Die Schritte werden in dieser Lektion einzeln erläutert, damit Sie gut einschätzen können, welcher Aufwand und wie viel Vorbereitung für die Zusammensetzung einer erfolgreichen Lernbegleitung einzuplanen ist. Denken Sie daran, dass das Modell lediglich als Orientierung dient: In der Praxis kann der Übergang zur nächsten Phase fließender sein als abgebildet. Außerdem können die einzelnen Phasen – je nach den Gegebenheiten vor Ort – unterschiedlich lang und anspruchsvoll sein.

© Knotenpunkte Trier

Der Erstkontakt

Besonders intensiv für die Koordination ist die Phase des Erstkontaktes einerseits mit den Lernenden, andererseits mit den Lernbegleiter*innen.


Für Sie als Koordinator*in ist der Erstkontakt mit den potenziellen Lerner*innen sowie mit den potenziellen Lernbegleiter*innen von besonderer Bedeutung, daher sollte genügend Zeit für ein bis zwei Treffen eingeplant werden.

Diese dienen dem persönlichen Kennenlernen der lernenden Person, ihrer Lernbedürfnisse und -ziele sowie der Einschätzung ihrer Lese- und Schriftsprachkompetenz.

Bei den Lernbegleiter*innen geht es ebenfalls um das persönliche Kennenlernen. Darüber hinaus werden die Lernbegleiter*innen für die Zielgruppe sensibilisiert und erhalten eine Einführung in die Materialien. Wenn eine geeignete Kombination gefunden wurde, folgt die Zusammenführung der*des Lernenden mit der Lernbegleitung, das sogenannte Matching.

Folgende Gesprächsleitfäden bieten Ihnen eine Orientierung für die Kennenlerngespräche mit Lerner*innen und potenziellen Lernbegleiter*innen. Diese können Sie gerne für Ihre Arbeit nutzen.

Das Matching

Sobald eine geeignete Lernbegleitperson zur Verfügung steht, findet das sogenannte Matching statt, die Zusammenführung des Tandems und damit das gegenseitige Kennenlernen der Partner. Das Matching wird durch die Koordination moderiert. Nun gilt es für die Koordination zu prüfen, ob das Tandem zusammenpasst, Organisatorisches wie die Terminfindung und die Raumfrage zu klären und bei Bedarf passende Materialien für die ersten Übungseinheiten des Tandems zusammenzustellen.


Je nachdem bietet es sich an, dass die Koordination bereits zu diesem Zeitpunkt in Absprache mit den Tandempartner*innen den Grundriss für einen ersten Kontrakt "aushandelt". Dieser betrifft häufig die ersten Etappenziele oder die Zahl der Treffen bzw. deren Dauer.


So kam es im Trierer Projekt Knotenpunkte für Grundbildung vor, dass sich erwachsene Muttersprachler*innen wegen Konzentrationsproblemen nur ein Mal wöchentlich ein Treffen von 45 Minuten wünschten, wohingegen Lernende aus der Gruppe der Geflüchteten mehr als ein Treffen pro Woche erwarteten. Hier galt es, auf der einen Seite Verständnis für die kurze Dauer der Übungseinheit zu vermitteln und auf der anderen Seite die Grenzen derjenigen Lernbegleitenden zu schützen, die sich nur ein Mal wöchentlich engagieren wollten.


Erweist sich die Zusammenarbeit als passend, trifft sich das Tandem, abhängig von den Möglichkeiten der Beteiligten, in der Regel ein Mal wöchentlich für 60 bis 90 Minuten an den dafür vorgesehenen Lernorten des Projekts. Das Tandem sollte von nun an die Zeiten für seine Treffen selbständig organisieren.

In Absprache mit dem Lernenden wählt die Lernbegleitperson die Übungseinheiten und -schritte aus, während die Koordination der Lernbegleitperson bei Bedarf beratend zur Seite steht und ggfs. bei der Materialauswahl unterstützt.

Die meisten Lernbegleitungen erstrecken sich über mehrere Monate bis zu einem Jahr, einige wenige sind länger aktiv, bestenfalls auch mehrere Jahre.

Im folgenden Film beschreibt Dr. Daniela Glück-Grasmann, wie sie im Projekt 1zu1 Basics an der vhs Frankfurt Ehrenamtliche und erwachsene Lernerinnen und Lerner zu Lerntandems "matcht", worauf es dabei ankommt und was passiert, wenn das Tandem nicht auf einer Wellenlänge ist.

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https://youtu.be/fsLnajFGWpg

Die Zahlen-Daten-Fakten-Phase

In der Zahlen-Daten-Fakten-Phase (ZDF-Phase) lernen sich die Tandempartner*innen näher kennen und tauschen sich über ihre Lebens- und Lernerfahrungen aus. Meist geht diese Phase fließend in die (selbst ausgehandelte) Kontraktphase über, in der sich die beiden über ihre Zusammenarbeit austauschen und (Etappen-)Ziele festlegen. Sofern das Tandem in diesen Phasen weitgehend selbständig handelt, ist es nicht nötig, dass Koordinator*innen von sich aus aktiv werden.

Veränderungsphase oder Abschied?


Der Einsatz der Koordinator*innen kann in der Veränderungsphase wieder notwendig werden. Nach einer Zeit des gemeinsamen Arbeitens und Erreichens der ersten gemeinsam festgelegten Ziele kann es sein, dass das Tandem Unterstützung bei der Festlegung eines neuen Ziels benötigt. Dies ergibt sich beispielsweise dann, wenn Lernende ihre Kompetenzen deutlich verbessert haben und nun neue Interessen in den Unterricht einfließen. In anderen Fällen kann sich die Lebenssituation des Lerners/der Lernerin oder auch der Lernbegleitung geändert haben, sodass neue organisatorische Absprachen getroffen werden müssen. Das Tandem befindet sich dann in einer neuen Kontraktphase, in der es gemeinsam überlegt, warum sich die Ziele und Möglichkeiten geändert haben und wie sich die neuen Ziele erreichen lassen.

Falls das Tandem es nicht schafft, sich selbst neu auszurichten, sollten die Partner die Koordination hinzuziehen und ihre Situation gemeinsam oder in Einzelgesprächen analysieren. Die Koordination wird dann beratend und unterstützend tätig. Sie hilft dabei, neue Ziele auszuhandeln und bringt neue methodisch-didaktische Anregungen ein. Kommt es nicht zu einem neuen Kontrakt, gehört es auch zur Aufgabe der Koordination, den Abschluss einer Lernbegleitung zu moderieren. Wichtig ist, dabei sachlich zu bleiben und anzuerkennen, dass sich die Bedingungen geändert haben. Ziel der Schlussmoderation ist es dann, dass die Partner ein Verständnis für die neue Situation und füreinander entwickeln und sich einvernehmlich und freundschaftlich verabschieden können. Für Lernbegleiter*innen und Lernende hat es sich als hilfreich erwiesen, einen letzten Termin abzusprechen, diesen inhaltlich frei zu gestalten – je nach Laune mit einer ganz normalen Lerneinheit oder mit einem gemeinsamen Kaffee – und sich dann zu verabschieden.

Gegebenenfalls ist damit auch ein Abschied für die Koordination verbunden. Es kann aber auch sein, dass die Betreffenden nur pausieren oder direkt im Anschluss – vermittelt durch die Koordination – neue Tandempartner*innen finden, mit denen sie dann in einer neuen Lernbegleitung weitermachen. Vielleicht war die Lernbegleitung auch so erfolgreich, dass sich der oder die Lernende nun in einen Regelkurs, z.B. in einer Volkshochschule, verabschiedet.

Anlässe zur Reflexion bieten

Wie alles im Leben durchläuft auch die Lernbegleitung unterschiedliche Phasen, in denen Sie als koordinierende Stelle mal mehr, mal weniger Rückmeldungen und Bitten um Hilfestellung erhalten werden. Möglicherweise stellen Sie sich die Frage, wie Sie Ihre Lernbegleitungen so ausrüsten können, dass diese ihre Rolle als ehrenamtliche Lernbegleitung bewusst wahrnehmen und Entwicklungen und Veränderungen eigenständig erfassen. Die Stärkung dieser Kompetenzen macht die Lernbegleitung sicher selbstsicherer und unabhängiger und entlastet dadurch auch Sie in der Koordination. Gleichzeitig sollten Sie aber darauf vertrauen können, dass Sie in schwierigen Lagen zur Problemlösung hinzugezogen werden.

Daher gehört es auch zu Ihren Aufgaben als Koordinator*in, Ehrenamtlichen einen Anlass zur Reflexion über ihre Tätigkeit als Lernbegleiter*innen anzubieten. Das kann beispielsweise in Form einer festen Sprechstunde geschehen, Sie können Austauschtreffen mit mehreren Lernbegleiter*innen anbieten oder Gesprächstermine nach Bedarf vereinbaren. Eventuell bieten sich auch gemeinsame Gespräche mit den Lernenden an. Oder Sie finden andere Wege und versenden regelmäßig eine E-Mail mit Reflexionstipps an die Lernbegleiter*innen.

Unabhängig von der Form, die Sie für die Begleitung der Ehrenamtlichen wählen, finden Sie in der Grafik Ideen für Reflexionsanlässe.

© Knotenpunkte Trier

Ehrenamtskoordination ist eine immerwährende und vielfältige Aufgabe und endet noch lange nicht mit dem Matching eines Lerntandems. Koordinator*innen sollten für alle Fälle und Notwendigkeiten als permanente Ansprechpartner*innen zur Verfügung stehen und das Tandem fachlich gut und mit einem offenen Ohr begleiten. Ehrenamt kann am besten wirken, wenn gut organisiertes Hauptamt dahinter steht!

Autorenbild

Die Inhalte dieser Themenwelt wurden in Kooperation mit dem Projekt Knotenpunkte für Grundbildung entwickelt. Sie sind angelehnt an die Handreichung „Aufbau und Entwicklung eines ehrenamtlichen Lernbegleitsystems. Praxishandbuch für Institutionen“ aus dem Jahr 2018. Das Projekt wird durch die Stadt Trier umgesetzt. Ansprechpartner*innen sind unsere Expertinnen Dr. Nina Krämer-Kupka und Annelie Cremer-Freis. Maßgeblich beteiligt an der Handreichung war zudem Dr. Susanne Barth.

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Gibt es Ihrer Meinung nach weitere Aufgaben, die auf Koordinator*innen zukommen? Wenn ja, welche? Hinterlassen Sie einen Kommentar und tauschen Sie sich aus.