Liebe Teilnehmende,
gemeinsam haben wir uns ausführlich dem Thema (junge) Erwachsene mit Problemen mit dem Lesen und Schreiben beschäftigen. Im zweiten Teil der Schulung habe ich Ihnen ausführlich das Ehrenamtsportal gezeigt, Methoden erläutert und Material vorgestellt.
Hier finden Sie alle Links aus der Schulung. Außerdem können Sie, wenn sie sich registrieren eigenen Links posten oder Fragen stellen.
Herzliche Grüße
Bettina Kruse
Laut der LEO-Studie 2018 zur Ermittlung von Lese- und Schreibkompetenzen sind über 6,2 Millionen Menschen in Deutschland gering literalisiert. Berücksichtigt wurden bei der Erhebung nur die Deutsch sprechenden Erwachsenen im Alter von 18 bis 64 Jahren.
Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier .
Wir sprechen von geringer Literalität, wenn jemand höchstens einfache Sätze lesen und schreiben kann. Der Begriff „funktionale Analphabeten“ wird mittlerweile als stigmatisierend eingestuft und daher nicht mehr verwendet.
Grundlegende Lese- und Schreibkompetenzen werden zur besseren Vergleichbarkeit in die sogenannten Alpha-Levels eingeteilt. Menschen auf dem Alpha-Level 4 zählen nicht mehr zur Gruppe der gering Literalisierten. Diese umfasst die Alpha-Level 1 bis 3.
Von den gering literalisierten Erwachsenen sind 52,6 Prozent in einem deutschsprachigen Umfeld aufgewachsen. 47,4 Prozent haben zunächst eine andere Sprache gelernt. Beide Gruppen stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen. Menschen mit Deutsch als erster Sprache (Familiensprache) haben in der Regel eine gute mündliche Sprachkompetenz, aber häufig schlechte Erfahrungen während der Schullaufbahn gemacht und Angst vor Benotung und/oder Bewertung. Menschen mit Deutsch als Zweit- oder Drittsprache müssen ggf. eine andere Schriftsprache lernen. Sie kennen also die lateinischen Buchstaben noch nicht. Eventuell war im Herkunftsland kein Schulbesuch möglich, sodass keine Kenntnisse über das System Schule und Lernstrategien vorhanden sind.
Generell gilt: Beide Gruppen stehen vor großen Herausforderungen in einer zunehmend schriftbasierten Gesellschaft.
Zum Weltalphabetisierungstag am 8. September 2025 veröffentlichen Forschende der Universität Hamburg eine Sonderanalyse der Daten mehrerer Studien, in der sie die Entwicklung der Lese- und Schreibkompetenzen Erwachsener in den Jahren 2012 bis 2023 analysieren. Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Leiterin der LEO-Studien sowie der „LEO PIAAC 2023“-Sonderanalyse betont, wie wichtig Literalität für politische Selbstwirksamkeit und demokratische Teilhabe sei: „Lese- und Schreibkompetenzen sind notwendig, um Informationen kritisch zu hinterfragen und zu einer durchdachten politischen Meinung zu kommen“, so Grotlüschen.
Die „LEO PIAAC 2023“-Broschüre mit allen Grafiken und Tabellen ist auf dem LEO-Blog (Open Access) zu finden.