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Vor welchen Herausforderungen im Ehrenamt steht ihr?

Welche Herausforderungen kennen Sie im Ehrenamt, in Ihrer Organisation, in Ihrem Netzwerk?  Wie lassen/ließen diese sich lösen?


Beispiel - Herausforderung
Schwierigkeit neue Ehrenamtliche für den eigenen Verein zu gewinnen.
• In dem letzten Jahr hat die Zahl der Engagierten im Interkulturellen Verein Bonn nachgelassen.
• Für die Durchführung der jährlichen Vereinsfeier werde noch Freiwillige zur Organisation, für den Aufbau und für den Verkauf von Speisen und Getränken gesucht.
• Über welche Kanäle und Multiplikatoren kann ich gezielt Ehrenamtliche ansprechen und für die Veranstaltung gewinnen? Welche Kontaktmöglichkeiten gibt es? Wo finde ich Teilnehmer und Unterstützer?


Beispiel - Lösung(en)
• Die Plattform govolunteer bietet eine Suchfunktion und ein Matchingsystem, um Ehrenamtliche mit Organisationen zusammenzubringen. Ehrenamtliche Initiativen können ihren Verein/ihr Ehrenamt eintragen.
• Der Integrationsbeauftragte der Stadt verschickt einen Newsletter an 2.000 Engagierte und kann in seinem nächsten Newsletter über den Verein und den Bedarf berichten.
• Die Ehrenamtskoordinatorin Frau Hilfsbereit der Caritas Bonn kennt viele Ehrenamtliche persönlich und kann bei der Vernetzung mit kommunalen ehrenamtlichen Strukturen unterstützen. Man erreicht sie unter ...@caritas.de
Fallen euch noch weitere Lösungen ein? Ich bin gespannt auf eure Ideen! :star_struck:

Typische Herausforderungen sind
• Schwierigkeiten bei Umsetzung neuer Kurse
• Fehlen an Räumlichkeiten
• Fehlen von Werkzeugen zur Umsetzung
• Unklarheit wer Ansprechpartner für neue Formate ist
• Gibt es Mediatoren, an die man sich wenden kann?
Mögliche Lösungen sind
• Mütterzentrum & Mehrgenerationenhaus einbeziehen
• mehr Austausch unter Organisationen und ehrenamtlichen Strukturen ermöglichen
• regelmäßige (Austausch-)Treffen (mit festem Termin evtl. einmal im Monat)
• IQ Netzwerk NRW einbinden (Integration durch Qualifizierung)
• Kontakt mit dem kommunalen Integrationsbeauftragten finden

Wo können Ehrenamtliche in Ihrem Tätigkeitsfeld unterstützen, bzw. wo sind sie schon tätig?
• Integration
• Austausch
• Vermittlung alltagsgebräuchlicher Deutschkenntnissen
Best Practice Beispiele
• Lern-Café
• Austauch unter den Leuten
• Vermittlung von Sprachkenntnissen
• Besprechen von Alltagsthemen

Guten Tag!
Ich bräuchte mal einen Rat aus der Anonymität heraus. Ich bin schon seit Jahren in einer OGS ehrenamtlich in der Hausaufgabenhilfe tätig. Durch Corona darf ich nicht mehr vor Ort sein, ich habe nur noch zwei Schüler, mit denen ich über Zoom regelmäßig übe. Beide kommen ursprünglich aus Syrien, beide haben Eltern, die selbst eine gute Ausbildung haben und den Kindern sowieso schulisch viel ermöglichen können. Aber ich muss ständig an die anderen Kinder denken. In der Schule sind sehr viele Kinder aus Familien mit wenig Bildung. Zu denen haben wir Ehrenamtliche gar keinen Kontakt mehr. Ich weiß noch nicht mal, ob alle einen Computer zuhause haben. Sicher nicht. Besonders ein Mädchen geht mir nicht aus dem Kopf. Ihre Mutter kann nicht lesen und schreiben, sie hat im Heimatland keine Schule besucht und arbeitet jetzt in einer Reinigungsfirma. Über den Vater weiß ich nicht viel, ich glaube, er arbeitet auf den Bau und ist wenig zuhause. Jedenfalls ist dieses Mädchen sehr intelligent, manchmal frage ich mich sogar, ob sie hochbegabt ist. Aber mich beschäftigt es wie gesagt sehr, was mit diesen Kindern und speziell mit diesem Mädchen zurzeit ist. Über die OGS-Leitung konnte ich nicht viel herausfinden, denn das Kind kommt seit Corona nicht mehr in die OGS, die bei uns gerade im eingeschränkten Betrieb ist. Mit den Lehrern ist der Austausch leider gleich null - nicht nur mit uns Ehrenamtlichen, sondern es scheint auch zwischen OGS und Lehrpersonal zu hapern. Und jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Wie kann ich da etwas bewegen? Erreichen, dass Lehrer, OGS und Ehrenamtliche zusammenkommen? Gefühlsmäßig bin ich sehr angefressen, weil ich nicht verstehe, warum sich die Lehrkräfte und OGS so wenig Mühe geben. Eigentlich müssten SIE ja den Kontakt zu uns suchen und für die Kinder Unterstützung organisieren. Aber mir ist schon klar, dass mein Gefühl keine gute Basis für ein konstruktives Gespräch ist. Vielleicht machen viele schon was, nur kriegen es nicht alle mit. Wie kann ich das Problem angehen, ohne verbittert rüberzukommen, und trotzdem ernstgenommen werden? Ich würde mich über guten Rat sehr freuen.
Brigitte

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@Brigitte: Liebe Brigitte,
ich glaube, es ist schwierig, als Ehrenamtliche Austauschstrukturen an der Schule zu verändern. Aber hast Du schon einmal versucht, bei der OGS oder den Lehrer*innen speziell nach dem Kontakt zu dem Mädchen, um das Du Dich so sehr sorgst, nachzufragen? Vielleicht sind sie an der Schule froh, wenn Sie Ihre Unterstützung anbieten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine freundliche Nachfrage verbittert wirkt. Nicht alle haben die gleichen Kinder im Fokus. Und ich glaube, jede Hilfe in der aktuellen Zeit ist angebracht.

Viele Grüße
Lisa Mueller

@LisaMueller Hallo Lisa, danke für Deine Antwort. Ich fürchte, ich hatte mir tatsächlich eingebildet, die Strukturen vor Ort ein klein wenig ändern zu können. Hört sich unrealistisch an, das fällt mir jetzt selbst auf… Insofern bin ich wirklich dankbar über Deinen kleinen Augenöffner. Und trotzdem: Ich habe Deinen Beitrag unter „Integration“ gelesen, daher weiß ich, dass Du dich auch ehrenamtlich engagiert hast. Wie bist Du denn mit Frust und starren Strukturen umgegangen? Die werden Dir sicher auch begegnet sein? Kommt es dir nicht manchmal unbefriedigend vor, immer nur einzelnen helfen zu können? Freue mich auf neue Ideen, ich vermisse so sehr den Austausch mit anderen jetzt unter diesen besonderen Corona-Umständen… LG Brigitte

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Hallo @Brigitte , deine Erfahrungen klingen wirklich frustrierend und ernüchternd. Sicherlich nicht einfach, dabei motiviert zu bleiben. Ich finde es allerdings trotzdem wichtig, auch einmal eine Lanze für die Lehrer und Lehrerinnen zu brechen, die in der Corona-Zeit oft Einiges leisten. Manchmal liegen die Ursachen für die schlechte Abstimmung nämlich gar nicht in deren Händen. Die Unterstützung bildungsbegeisterter Engagierter kann sicherlich fast jede Schule gebrauchen, auch wenn es vermutlich oft an Personal, Strukturen oder schlicht Zeit für eine gute Betreuung fehlt. Daher kann ich Lisas Vorschlag eines direkten Kontaktes zu den Lehrern und Lehrerinnen nur unterstützen. Woran kann es denn deiner Meinung als pensionierte Lehrerin liegen, dass von schulischer Seite hier so wenig Unterstützung des Engagements kommt, @LisaMueller? An fehlendem Bedarf doch sicher nicht!

Viele Grüße aus Franken
Daniel

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Das kann ich natürlich nicht global für alle Schulen beantworten und sicherlich ist jede Schule und jedes Kollegium anders und hat vor allem unterschiedliche Kapazitäten und Ressourcen. Doch gerade jetzt in Corona-Zeiten werden Kontakte ja sowieso eingedämmt. Da ist eine Öffnung in Richtung Ehrenamt eventuell gar nicht erlaubt? Kann mir auch vorstellen, dass es leichter ist, über die Nachmittagsbetreuung Kontakt zu dem Mädchen aufzubauen. Gleichzeitig gibt es ja aber auch noch Fallstricke wie Datenschutz etc., die einen Austausch möglicherweise auch hindern.

Hallo! Ich habe einen Coachee,der seit 14 Tagen einfach nicht mehr auffindbar ist.Ich kenne ihn seit dem 21.6.,habe ihn aber in der ganzen Zeit nach dem Erstgespräch nur einmal gesehen.Dann meinte er,sein Handy sei kaputt und war deswegen 10 Tage lang unauffindbar.Bevor wir einen neuen Termin gemacht haben,den er wegen Zahnschmerzen abgesagt hat.Vor einer Woche und seitdem läuft immerzu die Mailbox,er reagiert nicht auf Emails,er ist „weg“.Auch die Koordinatorin ist da wohl noch nicht weiter gekommen.
Mich belastet das in mehrfacher Hinsicht.Vorallem,wenn Rechtsextremismus aus einem Gebiet bekannt ist.Außerdem ist der Mann voll berufstätig und es ist schon beunruhigend,wenn so einer wochenlang nicht ans Telefon geht,oder?Obwohl er ja den Akku auflädt,sonst wäre das Handy ja längst „tot“.Und Mails beantwortet er auch nicht.
1.ist es eine unerklärlich abgerissene Beziehung und damit kann ich sowieso nicht gut umgehen.Und Sorgen mache ich mir natürlich auch.
Und dann bin ich jetzt auch fast „arbeitslos“, was ich sehr schade finde.Irgendwie ist das eine doofe Situation…

Das hört sich ungewöhnlich an und die Sorge, die dadurch entsteht, kann ich gut nachvollziehen. Wenn ich innerhalb meiner ehrenamtlichen Tätigkeit etwas gelernt habe, dann ist es allerdings, dass es die verschiedensten Ursachen und Gründe für ein solches Verhalten gibt. Ich spekuliere daher bewusst nicht mehr, wenn es zu so einer Situation kommt. Aus der Ferne kann man meistens eh nicht viel verbessern oder bewirken. Sicherlich gibt es eine Erklärung für die Situation und der Coachee muss selbst entscheiden, welche Hilfe und welchen Kontakt er in Anspruch nehmen möchte. Ich denke, es ist wichtig, sich auch der Grenzen ehrenamtlichen Engagements bewusst zu werden, obwohl es sich in einer solchen Lage und vor allem bei der Sorge vor Rechtsextremismus vielleicht schwierig anhört. Also mein Rat: Versuch etwas Abstand aus eurer ehrenamtlichen Beziehung zu gewinnen und wirf vielleicht mal einen Blick in die Themenwelt Meine Rolle im Ehrenamt, die auch das Thema Abgrenzung beleuchtet. Hat mir auch schon einmal geholfen!

Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg in deinem Engagement, liebe Susann, und hoffe, dass ihr ja vielleicht in der Zukunft wieder voneinander hört!

Hallo,Daniel! Danke für Deine liebe Antwort.Ich habe den Coachee der Caritas überlassen und gerade gehört,dass die Koordinatorin noch versucht,ihn zu erreichen.Für mich ist das Leben weiter gegangen,ich kanns ja nicht ändern.Es ist nicht mehr meine Baustelle.Aber vielen Dank für den verlinkten Artikel,den werde ich mir mal ansehen Sowas ist immer gut!
Ich wünsche Dir auch alles Gute! Viel Weisheit und Erfolg für alles,was Du tust.
Viele Grüße
Susann

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