Achtsamkeit und Selbstfürsorge

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Eine achtsame Haltung ermöglicht es uns, unseren Körper, unsere Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen. So können wir uns besser verstehen und für uns sorgen. Das wiederum stellt die Grundvoraussetzung dafür dar, auch für andere Menschen angemessen sorgen zu können.

Sich selbst und die Umwelt warnehmen (Bild: Pixabay, Hermann Traub)

Was meint Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist ein populärer Begriff, der in verschiedenen Zusammenhängen unterschiedlich genutzt wird. Das hier vorgestellte Verständnis von Achtsamkeit meint eine Haltung, die sich auf das Hier und Jetzt konzentriert. Das sagt sich oft leichter, als es ist, denn wir erhalten ständig vielfältige Eindrücke und Reize von außen und in unserem Inneren sind wir beschäftigt mit Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen. Das führt dazu, dass wir weniger im Jetzt sind und stattdessen die Vergangenheit sortieren oder die Zukunft planen. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass wir an unsere Kindheit zurückdenken und uns fragen, wie ein Erlebnis uns geprägt hat. Oder es kann bedeuten, dass wir uns überlegen, was wir zum Abendessen kochen.

Ständig sind wir gefordert, uns und unsere Umwelt einzuordnen und zu bewerten: Wie geht es mir? Ist das gut oder schlecht? Wie habe ich entschieden? War das richtig oder falsch? Wie bewerte ich den Film? Wie viele Sterne bekommt die Reise? Wie gut war der Service?

Eine achtsame Haltung bedeutet jedoch genau das Gegenteil: die Gegenwart urteilsfrei wahrzunehmen. Damit uns das gelingt, brauchen wir möglicherweise Übung. Achtsamkeit kann man lernen und trainieren. Es gibt Achtsamkeitstechniken, die uns dabei unterstützen können, in der Gegenwart präsent zu sein und bewusst wahrzunehmen, was ist.

Probieren Sie einmal die Übung „Da ist …“ aus, um Achtsamkeit für Ihre Gedanken und Ihren Körper zu erlangen. Sie finden die Übung (und zwei weitere) hier.

Warum ist Achtsamkeit von Bedeutung?

Gelingt es uns, aus einer achtsamen und nicht wertenden Haltung heraus wahrzunehmen, dann können wir:

  • ruhige Gedanken haben
  • unsere Gedanken wahrnehmen und reflektieren
  • besser verstehen, wie verschiedene Aspekte sich beeinflussen
  • leichter annehmen, was unveränderbar ist
  • Abstand gewinnen
  • bewusster entscheiden,
  • unser Denken und Tun besser verstehen.

Die Wirkung von Achtsamkeit ist auf vielen Ebenen nachweisbar.

„Neben einer Veränderung von Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit zeigen neurowissenschaftliche Studien eine Wirksamkeit in Form einer Verbesserung des Körperbewusstseins, der Emotionsregulation sowie der Selbstwahrnehmung. Für die Gesundheitsförderung kann Achtsamkeit dem Handlungsfeld „Persönliche Kompetenzen entwickeln“ zugeordnet werden. Achtsamkeitsbasierte Trainingsprogramme und Verfahren kommen zunehmend auch in Organisationen (z. B. in der betrieblichen Gesundheitsförderung) zum Einsatz. Achtsamkeit kann dabei die Entwicklung einer wohlwollenden Haltung sich selbst und anderen gegenüber unterstützen und dadurch auch das soziale Miteinander in einer Organisation beeinflussen.“


Quelle: Miksch, Antje (2024). Achtsamkeit und Gesundheitsförderung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden.

Mehr zum Thema Achtsamkeit erfahren Sie im folgenden Interview mit Jon Kabat-Zinn, Professor an der University of Massachusetts Medical School in Worcester. Er unterrichtet Achtsamkeitsmeditation, um Menschen zu helfen, besser mit Stress, Angst und Krankheiten umgehen zu können. Er wurde im Rahmen der schweizer Sendung Sternstunde Philosophie interviewd.

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Die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen

Achtsamkeit als Haltung kann uns helfen, uns und unsere Umwelt bewusster wahrzunehmen. Dazu zählen unsere eigenen Bedürfnisse, die von vielen Einflüssen abhängen: unserem Alter, unserer Erziehung, unserer Tagesform, dem Ort, an dem wir uns befinden, der Umwelt …

Wenn Sie sich und Ihre Bedürfnisse bewusst wahrnehmen, kann es durchaus sein, dass Sie feststellen, dass Sie plötzlich etwas anderes brauchen, als vor einer Woche in einer vergleichbaren Situation. Gefühle und Bedürfnisse ändern sich. Gerade deshalb ist es notwendig, sich immer wieder dem eigenen Zustand gewahr zu werden, um Veränderungen zu bemerken.

Denken Sie an Ihre Aufgabe im Ehrenamt. Überlegen Sie, unabhängig davon, wie lange Sie dieses Amt schon ausüben: Was hat sich im Lauf der Zeit verändert? Stehen bei der Arbeit inzwischen andere Gefühle im Vordergrund als früher?


Eine Grundvoraussetzung von gelungener Selbstfürsorge ist, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und zuzulassen. Nehmen Sie sich und Ihre momentane Situation ernst. Bedenken Sie, dass Situationen sich verändern und dass Sie sich verändern. So kann eine Aufgabe in verschiedenen Lebensphasen mehr oder weniger erfüllend oder anstrengend erlebt werden, Rahmenbedingungen einer Tätigkeit können sich ändern und Prioritäten im Leben können sich verschieben. Wenn Sie für Ihre eigenen Bedürfnisse einstehen und sorgen können, dann stärken Sie zugleich Ihre Fähigkeit, sich auch um die Bedürfnisse anderer angemessen kümmern zu können.

Wie geht Selbstfürsorge?

Für Selbstfürsorge gibt es kein Patentrezept. Die eine Person sorgt für sich, indem sie sich Zeit für eine Selbsthilfegruppe nimmt, die andere Person belohnt sich wöchentlich am Ende einer Arbeitswoche mit Blumen. Es kann auch passieren, dass es die Form, in der wir für uns sorgen, anzupassen gilt – zum Beispiel, wenn sich Rahmenbedingungen verändern oder wenn wir (plötzlich oder zeitweise) etwas anderes brauchen, als wir es von uns gewohnt sind. Es ist also wichtig, Veränderungen achtsam wahrzunehmen.

Lesen Sie die folgende Liste. Vielleicht gibt sie Ihnen Impulse, in welcher Richtung Sie (mehr) für sich sorgen möchten:

  • Ich achte auf die Qualität meiner Ernährung.
  • Ich esse, was mir schmeckt.
  • Ich schlafe genug.
  • Ich habe regelmäßig Bewegung.
  • Ich nehme meine Stressanzeichen wahr.
  • Ich kümmere mich um meinen Körper.
  • Ich trage Kleidung, in der ich mich wohlfühle.
  • Ich kann Nein sagen.
  • Ich setze mir realistische Ziele.
  • Ich kenne Kraftquellen.
  • Ich schreibe Tagebuch.
  • Ich treffe mich mit Menschen, die ich mag und die mir etwas bedeuten.
  • Ich gehe Konflikten nicht aus dem Weg.
  • Ich plane Pausen und Auszeiten.
  • Ich kenne und hinterfrage meine eigenen Glaubenssätze.
  • Ich kenne Möglichkeiten, mich zu entspannen.
  • Ich lasse mir helfen.
  • ...

Was Selbstfürsorge angeht, gilt es, kreativ zu sein. Denn Sie sind die Expertin oder der Experte für sich selbst. Selbstfürsorge kann viele Formen haben. Nur Sie können herausfinden, ob das, was Sie für sich tun, wirklich guttut und hilfreich ist.

Weiterführende Materialien

Sie möchten mehr zum Thema Selbstfürsorge hören? Im Pocast Ist das noch gesund könne Sie reinhören.

Weitere Techniken für den Umgang mit Stress und psychischen Belastungen sowie nützliche Anlaufstellen finden Sie hier.