Welche Dimensionen von Diversität gibt es?

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Erfahren Sie in dieser Lektion, um welche Diversitätsdimensionen es geht.

Diversitätsdimensionen

Unter Diversitätsdimensionen versteht man alle Bereiche der Verschiedenartigkeiten, die uns als Individuen ausmachen. Je mehr wir darüber nachdenken, umso mehr verschiedene Merkmale fallen uns ein, die jede Person ausmachen.

Marilyn Loden und Judy Rosener entwickelten 1991 in USA das erste Diversitätsrad als Übersicht solcher Merkmale, ursprünglich für Unternehmen und deren Managements. Das Buch hat den Namen „Workforce America Managing Employee Diversity as a Vital Resource“ (auf Deutsch: „Arbeitskraft Amerika – das Verwalten von Mitarbeiterdiversität als vitale Ressource“) und erklärt durch Studien, dass eine Diversität von Talenten und Kompetenzen im Arbeitsumfeld zu Unternehmenserfolg führt.

Diese Annahme ist heute noch aktuell und wird durch verschiedene Studien immer wieder bestätigt. Eine letzte Studie von McKinsey, eine der weltführenden Unternehmensberatungen, aus 2024 besagt, dass europäische Unternehmen mit einem diversen Führungsteam bis zu 60% erfolgreicher sind. Es gibt mittlerweile mehrere Versionen dieses Rades, je nach Fokus werden weitere Ebenen hinzugefügt.

Hier eine bunte Darstellung des Diversitätsrades, welche mit den unterschiedlichen farblichen Nuancen, die unterschiedlichen Dimensionen auf einen Blick gut sichtbar macht. Der innere Kreis beinhaltet die Merkmale, die nicht zu verändern sind.

Quelle: https://mbt-berlin.de/wp-content/uploads/2023/02/7-diversity-rad.pdf


Normen

In unserer Gesellschaft gibt es Normen und die Erwartung, dass Menschen sich an diese halten. Diversitätsmerkmale sind Bewertungen ausgesetzt: Manche sind positiv, andere negativ besetzt. Im Laufe der Geschichte können sich diese Normen verändern und neue oder veränderte Normen entstehen. Manchmal kommen alte Normen wieder in Mode.

Ein Beispiel dafür ist das Bild der Frau.

In der NS-Zeit und kurz darauf in den 50er Jahren war die Norm sowohl Deutschland als auch im Westen, dass Frauen im Haushalt und mit der Kindererziehung ihre Rolle in der Gesellschaft erfüllen. „Arbeiten“ sollten sie nicht. Dieses Bild gilt heute teilweise als veraltet. Heute umfasst der Begriff „Care-Arbeit“ all jene Aktivitäten, die traditionell Frauen zugeordnet wurden und ohne Vergütung stattfinden: Dazu gehören die Führung und Organisation des Haushaltes, der notwendigen und gewünschten Familienaktivitäten, die Sorge um oder Pflege der Eltern, die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte sowie die Planung entsprechender Treffen. Auch praktische Arbeit im Haushalt, die altersgerechte Erziehung der Kinder und die Betreuung nach der Schule bzw. Kita fallen in diesen Bereich. Oft tragen alleinerziehende Mütter oder Partnerinnen in Beziehungen die gesamte „mentale Last“ (bzw. den „Mental Load“) allein. Es gibt bereits erste Ideen und Ansätze, wie „Care-Arbeit“ in unserer Gesellschaft wertgeschätzt und honoriert werden kann – übrigens auch dann, wenn Männer diese Aufgaben übernehmen. Gleichzeitig erleben wir jedoch, dass in einigen Gesellschaftsgruppen veraltete Familienbilder wiederaufleben und als „richtige Norm“ propagiert werden.



Aufgrund unserer Umgebung, Prägung und Erziehung entstehen in unserem Kopf bestimmte Bilder, die für uns als „Normen“ dienen. Dazu gehören Merkmale für Weiblichkeit, Merkmale für Männlichkeit, Geschlechter-Binarität und vieles mehr. Oft assoziieren wir automatisch diese Merkmale mit Menschen oder Gruppen von Menschen. Ein Beispiel: Es wird oft angenommen, dass Frauen hauptsächlich Hausarbeit und Erziehung (Care-Arbeit) verrichten, oder dass Geflüchtete arm/ungebildet sind. Wenn das passiert, sind dafür die sogenannten „Bias“ verantwortlich. Bias (engl. für Voreingenommenheit), sind Vorurteile, die unbewusst in unseren Gedanken sind. Testen Sie sich:

Zum Nachdenken

Zum Nachdenken


Bewertungen führen zu Privilegien und Benachteiligungen, die wiederum auf der einen Seite Macht und auf der anderen Seite Marginalisierung verursachen.


Diversitätsdimensionen sind alle Merkmale, die uns einzigartig machen. Sobald wir uns bewusst werden, dass unsere Normen diese Merkmale bewerten, können wir diese Bewertungen hinterfragen, vorurteilsfreier werden und Diskriminierung erkennen.

Autorenbild

Susanna Thorner (sie/ihr oder keine) ist in mehreren Kulturen und Kontinenten aufgewachsen, spricht mehrere Sprachen, hat unterschiedliche Lebenswege hinter sich und setzt sich für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion ein. Susanna entwickelt Konzepte zum Thema Diversität, gibt Kurse und Vorträge sowohl in Unternehmen, Institutionen als auch Schulen, ist Kursleiter*in an der Volkshochschule Frankfurt am Main und engagiert sich für eine gerechtere Gesellschaft.