Seit rund 30 Jahren hilft das Migrationszentrum Neuzugewanderten bei allen Fragen rund um Migration und Integration. Seit 2015 fördert es im Projekt „Sei Willkommen“ freiwillige Initiativen in der Flüchtlingshilfe und vermittelt Patenschaften. Einige Geflüchtete, die ehrenamtliche Hilfe bekommen hatten, wollten etwas zurückgeben. Sie kamen ins Migrationszentrum und sagten: „Ich kann auch helfen“. Zunächst wurden sie in der Flüchtlingshilfe aktiv – als ehrenamtliche Dolmetscher, als Handwerker bei Umzügen oder als Nachhilfelehrer. Indem sie anderen halfen, kamen sie auf einer neuen Ebene in Kontakt mit Behörden oder Anwälten, anderen Ehrenamtlichen oder Neuzugewanderten. Sie gewannen an Selbstbewusstsein, verbesserten ihre Deutschkenntnisse und machten weitere sichere Schritte auf dem Weg der beruflichen und sozialen Integration. So war die Projektidee geboren – und auch der Projektname: „Ich kann helfen – Teilhabe durch Ehrenamt“.
Ein Projektbeispiel aus Göttingen – Das Projekt "Ich kann helfen"
Zu den KommentarenDas Projekt "Ich kann helfen – Teilhabe durch Ehrenamt" des Migrationszentrums Göttingen zeigt, wie es gelingen kann, Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung für ein Ehrenamt zu gewinnen. In dieser Lektion bekommen Sie natürlich eine Erfolgsstory präsentiert, aber wir nennen auch die Stolpersteine und geben ganz konkrete Empfehlungen.
In dieser Lektion
- Wie ist das Projekt entstanden?
- Die Geschichte des Engagements von Azad Abdi
- Wie werden die Zielgruppen erreicht?
- Wie werden die Freiwilligen auf das Engagement vorbereitet?
- Stimmen der Teilnehmer*innen
- Wie wird der Kontakt zu Freiwilligen gepflegt?
- Stolpersteine und Lösungsansätze
- Projektdaten „Ich kann helfen – Teilhabe durch Ehrenamt“
Wie ist das Projekt entstanden?
Die Geschichte des Engagements von Azad Abdi
Azad Abdi tauchte irgendwann im Migrationszentrum in Göttingen auf. Zuerst engagierte er sich als Dolmetscher im Migrationszentrum. Zusätzlich meldete er sich als ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Tafel Göttingen an. Mit seinen Sprachkenntnissen – Arabisch, Kurdisch und Französisch – war er in der Lebensmittelausgabe eine große Hilfe. In diesem Ehrenamt lernte er neue, ganz unterschiedliche Menschen außerhalb der Flüchtlingshilfe kennen: Studierende und Rentner*innen, Deutsche und Migrant*innen, Kolleg*innen und Kund*innen. Er hatte das Gefühl, am Leben der Stadt teilzuhaben.
Die folgende Dokumentation erzählt die Geschichte des Engagements von Azad und stellt das Projekt „Ich kann helfen“ vor. Aber sehen Sie selbst.
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Wie werden die Zielgruppen erreicht?
Getty Images / Ani_Ka
Sowohl für die Ansprache von Geflüchteten als auch für die Gewinnung von geeigneten Einsatzstellen braucht es einen persönlichen Kontakt und ein Netzwerk aus Multiplikator*innen, die die Projektidee unterstützen.
Das Netzwerk des Göttinger Projekts „Ich kann helfen“ ist gut ausgebaut. Mit dabei sind Flüchtlingssozialarbeiter*innen und Projektkoordinator*innen im Migrationszentrum, andere Abteilungen des Diakonieverbands, wie zum Beispiel die Bahnhofsmission, Ratsuchende des Migrationszentrums, Kirchengemeinden, freiwillige Initiativen in der Flüchtlingshilfe, ehrenamtliche Patinnen und Paten, Sozialarbeiter*innen und Ehrenamtskoordinator*innen in den Flüchtlingsunterkünften (Bonveno und Johanniter). Außerdem gehören zum Netzwerk noch Stadtteilzentren, der Stadt- und Landkreis Göttingen, verschiedene Bildungsträger und Kultureinrichtungen, das BONUS Freiwilligen-Zentrum Göttingen, die Freiwilligenagentur Göttingen, Sportvereine, Migrant*innen-Selbstorganisationen und studentische Initiativen wie die Hochschulgruppe Amnesty international.
Wie werden die Freiwilligen auf das Engagement vorbereitet?
Neben individueller Beratung, Vermittlung und Begleitung zum ersten Gespräch in die Einsatzstelle bietet das Projekt eine mehrtägige Schulung an. Bei der Schulung geht es darum, das Interesse für eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu wecken und Wege aufzuzeigen. 2019 bestand die Schulung aus fünf Modulen, u.a. zu den Themenbereichen Grundlagen lokaler Demokratie; Umgang mit Alltagsrassismus; Ehrenamt Interkulturell – Grundlagen interkultureller Kompetenz. Darüber hinaus finden Grundschulungen zu den Themen "Ehrenamtlich dolmetschen" und "Rechtliche Rahmenbedingungen im Ehrenamt" statt und ein Besuch der Einsatzstellen SC Hainberg, Tafel Göttingen e.V., Bahnhofsmission.
Stimmen der Teilnehmer*innen
Wie wird der Kontakt zu Freiwilligen gepflegt?
Um eine persönliche Bindung zum Projekt aufzubauen und zu halten, werden Freiwillige und Interessierte von der Projektkoordinatorin zu Veranstaltungen und einmaligen Aktionen rund ums Engagement eingeladen. Zum Beispiel:
- Aufführung eines freien Theaters besuchen, bei dem auch Laien spielen können
- gespendete Blumenzwiebeln im Quartier pflanzen, anschließend Kaffee trinken im Stadtteilzentrum
- Spendenlauf mit Picknick ·
- Weihnachtsfeier gemeinsam organisieren
- Lesung in leichter Sprache in der Stadtbibliothek besuchen
- Mitmach-/Kunst-Aktion bei einem Stadtfest veranstalten
- Plätzchen für das Weltladen-Café backen
Solche gemeinsamen Aktivitäten geben den Freiwilligen Raum
- sich untereinander und mit anderen Aktiven auszutauschen,
- neue Ideen zu entwickeln,
- die Vielfalt des Ehrenamts und der partizipativen Strukturen kennenzulernen,
- das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und
- städtische Einrichtungen kennenzulernen.
Stolpersteine und Lösungsansätze
Projektdaten „Ich kann helfen – Teilhabe durch Ehrenamt“
Träger: Migrationszentrum für Stadt- und Landkreis Göttingen – Beratungs-, Bildungs- und Begegnungszentrum. Abteilung des Diakonieverbands Göttingen
Laufzeit: Januar 2019 – Dezember 2021
Förderer: Klosterkammer Hannover, Stadt Göttingen, Diakonie Niedersachsen, ev.-luth. Kirchenkreis Göttingen-Münden
Auftrag: Förderung des ehrenamtlichen Engagements von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung, Projektleitung: Natascha Wellmann-Rizo
Kontakt: n-wellmann@migrationszentrum-goettingen.de
Dr. Hanne Leewe ist seit drei Jahren im Ruhestand. Was sie in den Jahren der Berufstätigkeit, als Gemeindepfarrerin, als Erwachsenenbildnerin und als Schulentwicklerin nur „nebenbei“ tun konnte, nimmt jetzt breiten Raum ein: Kontakte zu Geflüchteten besonders in den ersten Monaten oder Jahren in Deutschland, Mitarbeit in Initiativen und Gruppen, die sich um die Flüchtlingspolitik in der Kommune und die Migrationspolitik Deutschlands kümmern. Im Rahmen des Seniorenstudiums versucht sie Hintergründe und Zusammenhänge für Migration und Integration zu verstehen, um sie beeinflussen zu können.
Kommentare
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