Familiennachzug - (M)Ein Blick

Die Sicht der Familie – Hoffnung und Warteschleife

Mohammad ist zum Zeitpunkt unseres Gesprächs 16 Jahre alt. Er ist in Syrien aufgewachsen und flüchtete gemeinsam mit seinem Vater Hassan vor dem dortigen Krieg. Seit August 2015 lebt er nun in Deutschland.

Nicht alle Mitglieder der 5-köpfigen Familie hatten sich gemeinsam auf die gefährliche Flucht begeben. Die Familie hatte sich dazu entschieden, dass Mohammad und Hassan das Risiko auf sich nehmen, um nach der Ankunft ihre Familie, also Mohammads Mutter und seine zwei Schwestern, über sicherere Fluchtwege nachkommen zu lassen.

Nach ihrer Ankunft haben Mohammad und Hassan übergangsweise in einer Turnhalle gewohnt. Dort fielen der Leiterin die versierten Holzarbeiten des Vaters auf. Sie berichtete davon, dass ein Bekannter, David, vielleicht eine passende Werkstatt einrichten könne, in der fachgerecht gearbeitet werden könne. Da hat Hassan dann auch begonnen zu arbeiten. 

Während die Integration der beiden Schritt für Schritt voran ging, waren die Mutter und die beiden Schwestern weiter in Syrien. Bei der Mutter sowie der jüngeren Schwester war es formal eindeutig, dass sie über den Familiennachzug einreisen können. Bei der volljährigen Schwester, Farah, war dies gar nicht so klar, da sie keinen rechtlichen Anspruch auf Familienzusammenführung hatte. Doch wie sollte die Familie dann gemeinsam in Sicherheit sein? Undenkbar war, dass die gerade volljährige Schwester alleine im Kriegsgebiet bleiben müsse.

Was war also die Lösung? Hört selbst:

Die Sicht der Begleitung – Koordination und Bürgschaft

David arbeitet bei der OMA gGmbH (KOoperation, EngageMent, IntegrAtion) und ist dort Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Seit 2016 kümmert sich die OMA um unterschiedliche Belange von Menschen mit Fluchterfahrung. Sie möchten Neuzugewanderte dabei unterstützen, sich in die für sie neue Gesellschaft einzugliedern, und Jobberatungen sowie einen gemütlichen Raum zum Kontakte knüpfen, Musik hören und Entspannen zur Verfügung stellen. So hat David auch Mohammad und Hassan kennengelernt.

Um das handwerkliche Geschick von Hassan, Mohammads Vater, zur Geltung zu bringen und professionell einzusetzen, hat die OMA mit der Kooperationspartnerin Konfetti4Change einen Förderantrag gestellt und dieses dann HolzOma genannt. Das Projekt wurde konzipiert, um ganz praktisch Nachbar*innen, Geflüchtete und Menschen mit Einschränkungen zusammenzubringen.

Mit dem Projekt wurde David mitsamt seinem insgesamt 5-köpfigen Team unter die 10 Finalist*innen des SpiegelONLINE Social Design Award gewählt - dort werden Projekte gekürt, die Ideen für ein aktives Miteinander einbringen. Dieser Riesenerfolg führte schlussendlich dazu, dass das Projekt dann auch wirklich umgesetzt werden konnte.

OMA - Kooperation, Engagement, Integration.

Und gleichzeitig setzte sich die OMA dafür ein, dass die Familie gemeinsam in Sicherheit ist.

Während die Mutter Mohammads sowie seine jüngere Schwester über den Familiennachzug nachkommen sollten, blieb die Frage unbeantwortet, wie die gerade volljährige Schwester, Farah, zur Familie gelangen könne.

Hier setzte das Team an und fand den richtigen "Hebel": Eine Bürgschaft. Sie hatten die Hoffnung, dass jemand bereit sei, dieses Dilemma zu lösen und Verantwortung zu tragen – die OMA schaltete somit eine Onlineannonce

Gemeinsam mit der Auslandsbehörde klärten sie, welche Unterlagen zu besorgen und auszufüllen sind. Aber wie ging dieses aus? Fand sich ein*e Bürg*in? Und wie ging David mit der Situation um? Hört rein ins Interview:

Bild: Ältere Schwester Farah (links); David von OMA gGmbH (mitte), Mohammad (rechts)