Die Herkunftsländer von Geflüchteten kennenlernen

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Die Bedingungen, unter denen Menschen aufwachsen und leben, beeinflussen ihre Weltbilder und Vorstellungen. Daher kann es für Sie hilfreich sein, Wissen über die Herkunftsländer von Geflüchteten zu erlangen. Was es zudem mit dem Begriff der „sicheren Herkunftsstaaten“ auf sich hat, erfahren Sie in dieser Lektion.

Bild: Peter H auf Pixabay

Welche Rolle spielt die „Herkunft“?

In dieser Themenwelt möchten wir Ihnen näher bringen, unter welchen Rahmenbedingungen die Geflüchteten in ihren Heimatländern gelebt haben, bevor sie nach Deutschland gekommen sind. Denn diese Erfahrungen haben sie geprägt und wirken auch, wenn sie in Deutschland angekommen sind, noch fort. In den folgenden Lektionen erfahren Sie also mehr über die Hauptherkunftsländer Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Somalia und Syrien. Dies soll Ihnen als Hintergrundwissen für Ihre ehrenamtliche Tätigkeit nutzen und Ihnen bei der Begleitung Geflüchteter helfen.  

Bei der Beschäftigung mit den Herkunftsländern werden Sie feststellen, dass sich die Lebensumstände, der Alltag, die Möglichkeiten und Prioritäten in einem bestimmten Herkunftsland zum Teil grundlegend von den in Deutschland herrschenden Gegebenheiten unterscheiden können. Wir möchten Sie dazu ermutigen, Ihre eigene Wahrnehmung der Rahmenbedingungen in Deutschland zu reflektieren und einen Perspektivwechsel zu wagen. 

In bestimmten Situationen können für Geflüchtete nicht nur aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten Missverständnisse entstehen. Weltbilder und Vorstellungen, die Geflüchtete aus ihrer Heimatkultur gewohnt waren, stimmen oft nicht mit den in Deutschland vorherrschenden überein. Es kann daher sehr hilfreich sein, als Ehrenamtliche beziehungsweise als Ehrenamtlicher zu ergründen, warum sich Geflüchtete in bestimmten Situationen nicht so leicht zu Recht finden, andere Verhaltensmuster oder Erwartungen haben oder auch aus Unsicherheit heraus anders als vermutet reagieren.  

Vertiefende Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserer Themenwelt „Interkulturelle Kommunikation Die kulturelle Brille ablegen lernen”.  

Welche Herkunftsländer stehen im Fokus?

Wir konzentrieren uns in dieser Themenwelt auf die sieben Herkunftsländer, aus denen in den vergangenen Jahren die meisten Menschen nach Deutschland gekommen sind: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Somalia und Syrien.  

Was schätzen Sie: Aus welchen drei Ländern kamen 2017 die meisten der Geflüchteten, die in Deutschland Asyl beantragt haben? Wählen Sie aus.

Diese sieben Hauptherkunftsländer unterscheiden sich sehr stark voneinander. Auch die Gründe, warum Menschen sich zur Flucht entscheiden, variieren von Herkunftsland zu Herkunftsland. 

Wir möchten Ihnen die sieben Hauptherkunftsländer jeweils anhand ausgewählter „Schlaglichter“ näher bringen. Dabei handelt es sich weder um eine ausführliche, umfassende Darstellung des jeweiligen Landes noch besteht Anspruch auf Vollständigkeit. Das Ziel ist es vielmehr, Ihnen im Rahmen einer kompakten Lektion Hintergrundwissen über die Heimatländer der Geflüchteten zu vermitteln und Ihnen zu ermöglichen, die bisherigen Lebensumstände der Geflüchteten besser nachvollziehen zu können.   

Aktuelle Statistiken zu den Asylzahlen in Deutschland sind auf den Seiten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zu finden. 

Was versteht man unter „sicheren Herkunftsstaaten“?

In der politischen Debatte rund um die Aufnahme von Geflüchteten fällt auch immer wieder der Begriff der „sicheren Herkunftsländer“ oder der „sicheren Herkunftsstaaten“. Dieses Konzept bewirkt, dass all die Herkunftsländer, aus denen Geflüchtete kommen, aus politischer Sicht in zwei Kategorien eingeordnet werden können: Entweder sie sind „sichere Herkunftsstaaten“ oder nicht.


 „Als sogenannte „sichere Herkunftsländer" werden Länder bezeichnet, von denen der Gesetzgeber annimmt, dass die Menschenrechtssituation so sicher ist, dass Personen aus diesen Ländern keinen Schutz in Deutschland benötigen. Nach Art. 16 Abs. 3 des deutschen Grundgesetzes betrifft dies Länder, in denen es weder politische Verfolgung noch Folter gibt. Ergänzend definiert die EU-Asylverfahrensrichtlinie ein Herkunftsland als sicher, wenn Personen nicht nach Leben oder Freiheit getrachtet wird, weil sie einer bestimmten Rasse, Religion, Nationalität, sozialen Gruppe oder politischen Überzeugung angehören (Art. 36 und 37, Anhang I).” 

Autor: CC BY NC ND 3.0, Dr. Claudia Engelmann für bpb.de
www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/227456/sichere-herkunftslaender  


Ob ein Herkunftsland als „sicher“ eingestuft wird oder nicht, hat erhebliche Auswirkungen auf das Asylverfahren. Wenn Geflüchtete, die aus einem „sicheren Herkunftsstaat“ kommen, einen Asylantrag in Deutschland stellen, wird dieser also anders behandelt als ein Asylantrag einer Person, deren Heimatland nicht als „sicherer Herkunftsstaat“ gilt. 


„Der Asylantrag von Personen, die aus sogenannten sicheren Herkunftsstaaten kommen, wird in einem beschleunigten Verfahren geprüft. Der Asylantrag wird üblicherweise als „offensichtlich unbegründet” abgelehnt. Das bedeutet, dass man davon ausgeht, dass der oder die Asylsuchende keinen Anspruch auf Schutz hat. Es ist die Aufgabe des einzelnen Antragstellers nachzuweisen, dass – abweichend von der als sicher angenommenen Situation – für ihn oder sie im Herkunftsland Verfolgung droht. Die Einstufung des Herkunftslandes als sicher geht auch mit weiteren, eingeschränkten Rechtsgarantien einher: Zum Beispiel hat der/die betreffende Antragsteller_in lediglich eine Woche Zeit für eine Klage gegen den Ablehnungsbescheid. Außerdem hat diese Klage keine aufschiebende Wirkung: Die Person kann abgeschoben werden, während die Klage noch läuft. Zusätzlich zur Einschränkung des Asylverfahrens hat die Einstufung eines Herkunftslandes als sicher für den Asylsuchenden noch weitere Konsequenzen: So sind die betroffenen Personen gezwungen, für die Dauer des Asylverfahrens in den Erstaufnahmeeinrichtungen zu wohnen. Sie dürfen außerdem keine Beschäftigung aufnehmen.” 

Autor:  CC BY NC ND 3.0, Dr. Claudia Engelmann für bpb.de
https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/227456/sichere-herkunftslaender  


Sie sehen also, dass die Herkunft nicht nur auf einer zwischenmenschlichen Ebene und bei der Kommunikation in Deutschland eine große Rolle spielen kann. Auch was die Chancen auf die Gewährung von Asyl und Bleiberechten angeht, ist es von Bedeutung, aus welchem Land die oder der jeweilige Geflüchtete kommt – ob aus einem „sicheren Herkunftsstaat“ oder nicht.

Wir werden in den folgenden Länderlektionen daher auch jeweils in einem allgemeinen Infokasten darauf eingehen, ob das in dieser Lektion behandelte Land als „sicheres Herkunftsland“ eingestuft wird oder nicht.  

Eine aktuelle Liste der Länder, die in Deutschland derzeit als sichere Herkunftsstaaten gelten, können Sie auf der Homepage des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) einsehen. 

Mehr Informationen über das Konzept „sichere Herkunftsstaaten“ sowie dessen Gründe und Konsequenzen finden Sie auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung.  

Weshalb kann Wissen über Herkunftsländer hilfreich sein?

Die Bedingungen, unter denen Menschen aufwachsen und leben, beeinflussen ihre Weltbilder und Vorstellungen. Für Sie kann es hilfreich sein, die (früheren) Lebensumstände der Geflüchteten zu kennen, um in bestimmten Situationen oder bei Missverständnissen gegebenenfalls vermitteln zu können. 

Auch die Tatsache, ob ein bestimmtes Herkunftsland auf politischer Ebene als „sicher“ eingestuft wird oder nicht, ist für Sie vermutlich eine wichtige Information, wenn Sie Geflüchtete aus eben diesem Land begleiten.

Was berichten Geflüchtete über ihr Heimatland?

In diesem Video haben Sie die Möglichkeit, sechs Medienschaffende aus den Ländern Afghanistan,Irak, Irak (Kurdistan), Iran, Somaliland und Syrien kennenzulernen. Und wenn Ihnen das Video gefällt, sollten Sie sich in den folgenden Lektionen die Interviews mit den betreffenden Personen in ganzer Länge anschauen. Sie erhalten im Gegenzug spannende und teilweise sehr persönliche Einblicke in die jeweiligen Länder.

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Magda Langholz ist Referentin für Politische Jugendbildung beim Deutschen Volkshochschul-Verband. Sie hat ein Studium der Politikwissenschaft abgeschlossen und ist seit mehreren Jahren in der Politischen Bildung tätig. 

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Wie sind Ihre Erfahrungen?

Welche Bedeutung hat „Herkunft“ Ihrer Meinung nach? In welchen Situationen ist im Rahmen Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit das Wissen über bestimmte Herkunftsländer wichtig? Teilen Sie Ihre Geschichten und Erfahrungen mit uns. Schreiben Sie Ihre Antwort in die Kommentare und tauschen Sie sich aus!