Stellensuche und Bewerbung

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Wo werden freie Ausbildungs- oder Arbeitsstellen ausgeschrieben? Welche Bewerbungsformen gibt es und worauf ist dabei zu achten? Was kann man tun, wenn die Suche nicht erfolgreich verläuft? In der folgenden Lektion erhalten Sie Tipps rund um das Thema Bewerbung und erfahren, wie Sie Geflüchtete bei der Stellensuche und im Bewerbungsprozess unterstützen können.

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Die Suche nach einer Arbeits- oder Ausbildungsstelle kann mit Glück nur einige Wochen dauern, wahrscheinlicher ist es jedoch, dass sich die Suche über einen deutlich längeren Zeittraum hinzieht und mit einigen negativen Erfahrungen, wie Absagen oder gänzlich ausbleibenden Rückmeldungen der Arbeitgeber, verbunden ist. Dies gilt insbesondere für Bewerber*innen mit Wurzeln in Afrika oder in muslimischen Ländern, die nach einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung im Durchschnitt bis zu einem Drittel mehr Bewerbungen schreiben müssen, um die gleiche Anzahl an positiven Rückmeldungen zu erhalten wie Bewerber*innen mit deutschem Namen.

Umso wichtiger ist es, die Menschen in dieser Zeit zu unterstützen und zu ermutigen, weiter zu suchen und sich – sofern die weiteren Lebensumstände es zulassen – nicht zu schnell auf eine Stelle mit unsicheren Arbeitsbedingungen einzulassen.

Als Ehrenamtliche*r können Sie helfen, geeignete Stellenausschreibungen zu finden, den Ablauf des Bewerbungsprozesses erläutern, bei der Erstellung guter Bewerbungsunterlagen und der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche unterstützen oder den Zugang zu professioneller Hilfe ermöglichen.

Wie gelingt Geflüchteten der Übergang in eine betriebliche Ausbildung?

Wie die Ergebnisse der Migrationsstudie 2016 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Agentur für Arbeit zeigen, steigen die Chancen für Geflüchtete, erfolgreich eine Ausbildung beginnen zu können, vor allem dann, wenn die Bewerber*innen bereits praktische Erfahrungen im Betrieb etwa durch Einstiegsqualifizierungen, Praktika oder Probearbeiten gesammelt haben. Darüber hinaus profitieren Geflüchtete von der individuellen Betreuung in Alltagsangelegenheiten oder direkt im Betrieb durch Mentor*innen oder Pat*innen.

Wo werden Arbeits-, Ausbildungs- und Praktikumsstellen ausgeschrieben?

Freie Stellen werden in erster Linie im Internet auf verschiedenen Stellenbörsen, in Karriere-Netzwerken und auf den Websites der Arbeitgeber ausgeschrieben. Darüber hinaus finden sich Stellenangebote auch in den Tageszeitungen. Verschiedene Online-Stellenbörsen haben wir für Sie in dieser Lektion thematisch sortiert.

Allgemeine Stellenbörsen

Arbeits-, Ausbildungs- und Praktikumsstellen, teilweise auch Helferstellen, Minijobs und Zeitarbeitsstellen


Allgemeine Stellenbörsen, die sich explizit (auch) an Geflüchtete richten


Branchenspezifische Stellenbörsen

Branchenspezifische Arbeits-, Ausbildungs- und Praktikumsstellen


Ausbildungsbörsen (inklusive duales Studium)

Ausbildungsplätze, duale Studienplätze, Schülerpraktika, Bewerbungshilfe


Stellenbörsen für Absolvent*innen und Student*innen

Arbeits-, Trainee- und Praktikumsstellen, Aushilfsjobs für Berufseinsteiger*innen und Student*innen


Darüber hinaus finden sich Stellenangebote

  • auf Unternehmenswebsites, einige Unternehmen veröffentlichen ihre Stellen ausschließlich auf ihrer eigenen Internetseite
  • in regionalen und überregionalen Tageszeitungen und den zugehörigen Online-Portalen
  • auf Job- und Karrieremessen, Termine finden sich beispielsweise unter https://www.karrieretag.org/ oder https://jobmessen.de/termine
  • in professionellen Karriere-Netzwerken wie zum Beispiel Xing, um hierbei erfolgreich zu sein, ist neben der Erstellung eines eigenen Bewerberprofils vor allem eine aktive Nutzung des Netzwerks wichtig


Berufliche und private Netzwerke Ergänzend zur Stellensuche über offizielle Wege ist es lohnenswert, auch die eigenen beruflichen und persönlichen (auch digitalen) Netzwerke zu nutzen. Über Freunde, Bekannte oder Kolleg*innen, die in passenden Berufsfeldern tätig sind, lässt sich möglicherweise ein Orientierungspraktikum organisieren oder sogar ein (eventuell vorurteilsfreierer) Zugang zu einem Vorstellungsgespräch für eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle. Berufliche Netzwerke, die sich speziell an Geflüchtete richten, werden in der Lektion Berufs- und Studienbezogene Förderprogramme und Projekte für Geflüchtete vorgestellt.

Wie findet man einen Job in Deutschland? Folgendes Video fasst alle nötigen Schritte zusammen.

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Welche Bewerbungsformen gibt es?

Die üblichen Bewerbungsformen sind die schriftliche Bewerbung mit den Unterlagen einer Bewerbungsmappe (in der Regel wird diese per E-Mail verschickt) und die Bewerbung über ein Online-Bewerbungsformular einer Stellenbörse oder eines Arbeitgebers. Auch wenn kaum noch eine Bewerbung per Post verschickt wird, lohnt es sich, eine Bewerbungsmappe zu erstellen. Auf diese Weise lässt sich am besten prüfen, ob die Unterlagen vollständig sind.


Bei der Suche nach einer Praktikumsstelle oder Aushilfsstelle (insbesondere in einem kleinen Betrieb) genügt manchmal auch eine Kurzbewerbung per E-Mail oder eine telefonische Bewerbung, um sich persönlich vorstellen zu können.


Welche Bewerbungsform die richtige ist, erfährt man in der jeweiligen Stellenanzeige.

Eine besondere Chance, sich dem Arbeitgeber über die schriftliche Bewerbung hinaus persönlich vorzustellen, ermöglicht das Unternehmen Jobufo mit einer Bewerbung per Videoclip, Sprachnachricht oder Telefon-Interview. Bewerber*innen erhalten kostenlose Unterstützung auf Deutsch und Englisch. Eine solche Bewerbung bietet den Bewerber*innen die Gelegenheit, einen persönlichen Eindruck zu hinterlassen. Sie ist besonders für Geflüchtete mit einem guten mündlichen Sprachgebrauch bei niedrigeren schriftlichen Kompetenzen eine gute Alternative.

Für Bewerber*innen mit einem beruflichen oder akademischen Abschluss kann sich auch eine Initiativbewerbung (eine Bewerbung auf eigene Initiative ohne ausgeschriebenes Stellenangebot) lohnen. Da Initiativbewerbungen jedoch nicht bei allen Unternehmen gewünscht sind, ist es sinnvoll, sich vorher auf der Homepage oder telefonisch zu erkundigen.

Viele Stellenbörsen, Karriere-Netzwerke und Zeitungen bieten die Möglichkeit, ein Stellengesuch und/oder ein Bewerberprofil zu veröffentlichen. Ähnlich wie bei einer Initiativbewerbung ist es bei einem Stellengesuch wichtig zu wissen, was der Arbeitgeber suchen könnte, um das Gesuch entsprechend zu formulieren.

Worauf ist bei einer schriftlichen Bewerbung zu achten?

Eine vollständige Bewerbung beinhaltet:

  • ein Anschreiben
  • einen Lebenslauf (mit Foto, falls man kein extra Deckblatt erstellen möchte)
  • Anlagen (Abschlusszeugnis aus Schule, Ausbildung, Studium; Arbeitszeugnisse, relevante Fortbildungszertifikate)
  • Optional: ein Deckblatt (wenn es verwendet wird: mit Foto)

Eine Kurzbewerbung beinhaltet ein Anschreiben und einen Lebenslauf mit Foto.

Zeugnisse und Bescheinigungen werden eingescannt bzw. als Kopie verschickt. Bei der Erstellung eines Anschreibens und eines Lebenslaufs ist auf Folgendes zu achten:

Ausführliche Tipps und Vorlagen zur Erstellung eines Anschreibens und eines Lebenslaufs bieten unter anderem:

  • die Berufsinformationszentren der Agentur für Arbeit: An speziellen Computer-Arbeitsplätzen können mit Hilfe von Vorlagen Bewerbungsunterlagen erstellt und bearbeitet werden.
  • zahlreiche Internetseiten zur Karriereberatung, wie zum Beispiel die Ratgeberseite des Stellenportals Jobware: Das kostenlose Bewerbungstool Anschreiben2go bietet eine einfache Möglichkeit, ein Anschreiben und einen Lebenslauf zu erstellen.
  • der kostenlose Service Europass: Mit Hilfe eines Online-Formulars lassen sich unter anderem ein Anschreiben und ein Lebenslauf erstellen.
  • die Jobplattform welcome2work.de, die sich speziell an Geflüchtete richtet und nach der Registrierung ermöglicht, Bewerbungsunterlagen zu erstellen.
  • Leicht. Bewerben: digitale Anschreiben und Lebenslauf in leichter Sprache erstellen. Einfach persönliche Daten, Fähigkeiten und Sprachkenntnisse eintragen und einen aussagekräftigen Lebenslauf herunterladen.


Junge Erwachsene, die eine Ausbildungsstelle suchen, finden hier Unterstützung:

Wie können Ehrenamtliche die Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch unterstützen?

Im Vorstellungsgespräch haben die Bewerber*innen die Gelegenheit, sich dem Arbeitgeber persönlich vorzustellen und die eigenen Stärken, beruflichen Kenntnisse und Ziele zu präsentieren. In kleinen Betrieben werden Vorstellungsgespräche eher individuell geführt, bei großen Unternehmen gibt es in der Regel standardisierte Abläufe.


© iStock / Getty Images Plus / Jovanmandic

Die typischen Phasen eines Vorstellungsgesprächs sind:

  1. Begrüßung / Smalltalk
  2. Kernfragen (zum Lebenslauf, zur Motivation, zur Berufswahl, zum Unternehmen, zur Persönlichkeit)
  3. Raum für Fragen des Bewerbers / der Bewerberin
  4. Gesprächsabschluss und Hinweis auf die weitere Vorgehensweise



Neben einer überzeugenden Beantwortung der Kernfragen spielen auch das persönliche Auftreten, die verbale und nonverbale Kommunikation sowie die Kleidung der Bewerber*innen eine wichtige Rolle. Die Erwartungen hinsichtlich des Auftretens und der Kommunikation unterscheiden sich je nach Berufsfeld, sind jedoch auch kulturell stark geprägt. Bei der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch sind für Geflüchtete daher auch Fragen der interkulturellen Kompetenz von Bedeutung: Welche Begrüßungsform wird erwartet? Über welche Themen wird im SmallTalk gesprochen? Welche Körpersprache wird positiv wahrgenommen?


Als Ehrenamtliche*r können Sie die Geflüchteten bei der Vorbereitung unterstützen, indem Sie


  • den Ablauf eines Vorstellungsgesprächs erläutern
  • die typischerweise gestellten Kernfragen vorab gemeinsam beantworten, zum Beispiel mit Hilfe eines Fragenkatalogs für den Ausbildungsbereich oder für Stellenangebote (siehe PDF Datei Typische Fragen im Vorstellungsgespräch) und
  • über die darüber hinaus gehenden Erwartungen und interkulturell sensiblen Fragen sprechen. Hierzu können Sie auch auf Videos zurückgreifen wie „Was verrät deine Körpersprache?“
  • Es kann auch hilfreich sein, die Situation einmal durchzuspielen. Anregungen dazu finden Sie zum Beispiel in unserer Lerneinheit "Arbeitssuche".


Zahlreiche Tipps und Übungen zum Vorstellungsgespräch und anderen Auswahlverfahren finden Sie auf der Informationsseite der Agentur für Arbeit, in den Berufsinformationszentren der Agentur für Arbeit und in Karriere-Portalen wie dem Stellenportal Jobware.


Ausbildungssuchende finden Informationen, Übungen und Videos zum Vorstellungsgespräch auf den Seiten Bewerbungstraining und Bewerbung kompakt (in einfacher Sprache).

Während der Stellensuche und des Bewerbungsprozesses können Sie Geflüchtete unterstützen: ● bei der Suche nach geeigneten Stellenangeboten (über Stellenbörsen im Internet und den Aufbau persönlicher Kontakte zu Arbeitgebern) ●bei der Erstellung klar strukturierter und aussagekräftiger Bewerbungsunterlagen (Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse) ● bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche (die persönliche Vorstellung gemeinsam üben, Klärung des Ablaufs und eventueller Unsicherheiten) ● bei der Suche nach professioneller Hilfe und nach alternativen Wegen, wenn die Suche nach einer Ausbildungsstelle zunächst erfolglos verläuft.

Weiterführendes Material

Die PDF Datei Typische Fragen im Vorstellungsgespräch können Sie hier herunterladen:

Die Lerneinheit "Arbeitssuche" bietet Anregungen und Gesprächsanlässe zum Thema.

Arbeitssuche_M2,LE6_final.pdf - 2.58 MB

Autorenbild

Katja Stöhr-El Saman, Dipl.-Soziologin und Interkulturelle Trainerin, arbeitet seit rund zehn Jahren im Bereich der Berufsorientierung, darunter mehrere Jahre als Trainerin und Beraterin für Berufsorientierung für Migrant*innen. Zuletzt koordinierte sie ein Programm zum Übergang Schule-Beruf für die weiterführenden Schulen der Stadt Bonn.

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Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt bei der Unterstützung geflüchteter Menschen während der Arbeitssuche? Was ging gut, wo gab es Schwierigkeiten? Welche Tipps haben Sie für Geflüchtete und andere Ehrenamtliche? Schreiben Sie es im Kommentarfeld. Wir sind gespannt auf Ihre Beiträge.