Gesuch aufgeben und Ehrenamtliche akquirieren – Erfahrungen aus der Praxis

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Ehrenamt in der Grundbildung ist bislang eher eine Seltenheit. Daher sollten Sie der Bewerbung Ihres Einsatzfeldes besondere Aufmerksamkeit schenken und immer daran denken, dass Sie Ehrenamtliche auf ein solches Engagement erst aufmerksam machen müssen. In dieser Lektion erhalten Sie wertvolle Tipps aus der Praxis für eine gelingende Akquise.

Ehrenamtliche finden – Aber wo und wie?


Viele Wege führen zum Ziel – auch bei der Akquise von ehrenamtlichen Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern. Diese geschieht sehr häufig über einen persönlichen Kontakt, die direkte Ansprache oder Mund-zu-Mund-Propaganda. Zusätzlich können Ehrenamtliche über die klassischen Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit gesucht werden.

  • Sehr viel Aufmerksamkeit finden beispielsweise Artikel und Aufrufe in der lokalen Presse oder in Programmheften (wie z.B. dem der Volkshochschule).
  • Daneben kann mit Aushängen oder Flyern in der Einrichtung, in der Stadt, im Kreis oder bei passenden Veranstaltungen (wie etwa einem städtischen Lesefestival) erfolgreich für das ehrenamtliche Einsatzfeld geworben werden.
  • In heutigen Zeiten können auch über Social Media Seiten oder lokale Facebook-Gruppen Ehrenamtliche gefunden werden.
  • Ein weiterer Zugang zu potentiellen Ehrenamtlichen ergibt sich eventuell über bestehende Strukturen, etwa wenn Ehrenamtliche bereits in anderen Funktionen in den Einrichtungen mitarbeiten.
  • Auch Kooperationen mit benachbarten Einrichtungen, Ehrenamtsagenturen oder Projekten zur Gewinnung von Ehrenamtlichen sind eine Möglichkeit.

Gesuch aufgeben zur Akquise neuer Ehrenamtlicher

Eine weitere Möglichkeit, Ehrenamtliche für die Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit zu gewinnen, ist die Aufgabe eines Gesuchs.

Gesuche und Aufrufe an interessierte Ehrenamtliche sind teils punktuell mit besonderen Ereignissen wie der Eröffnung eines Lerntreffs, dem Aufbau des Lernbegleitsystems oder einem städtischen Lesefestival verknüpft, teils erscheinen sie regelmäßig (z.B. halbjährig in den neuen vhs-Programmheften) oder sie sind kontinuierlich in einer Ehrenamtsdatenbank zu finden.

Einrichtungen können sich mit ihren Gesuchen zum Beispiel bei einer Ehrenamtsagentur in ihrer Region bzw. ihrer Stadt registrieren lassen. Die meisten nutzen eine Datenbank, in denen Gesuche eingestellt und von Ehrenamtlichen online eingesehen werden können.
Wir bieten Ihnen zusätzlich direkt hier im vhs-Ehrenamtsportal einfach und unkompliziert die Möglichkeit, nach Ehrenamtlichen zu suchen. Stellen Sie Ihr Einsatzfeld kostenlos in unserem bundesweiten Engagementfinder vor.

Link s.o. im Text

Welche Informationen gehören in ein Gesuch?

Anzeigen sollten in aller Kürze die nötigen Informationen für interessierte Ehrenamtliche bereithalten. Gegebenenfalls muss die Zielgruppe (z.B. muttersprachliche Erwachsene, jugendliche Auszubildende) genau definiert und der jeweilige Tätigkeitsschwerpunkt in den Anzeigen präzise formuliert werden. Nennen Sie die konkreten Tätigkeiten, etwa Lesen und Schreiben üben, PC-Kenntnisse vermitteln oder fachspezifische Aufgaben erschließen und üben (wie z.B. Berichtshefte und Dokumentationen schreiben).


Hilfreich ist es, schon in der Ausschreibung auf die Besonderheiten des Lernens mit erwachsenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem Alphabetisierungs- und Grundbildungsbereich einzugehen. Die häufig negative Schulerfahrung und die besondere Sensibilität dieser Lernenden bringt es mit sich, dass sie auf eine besonders wohlwollende, geduldige, wertschätzende und motivierende Art des Gegenübers angewiesen sind, um sich überhaupt auf den Lernprozess einlassen zu können. Eine sichere und positive Lernbeziehungserfahrung ist für sie essentiell.

Praxisbeispiele für erfolgreiche Ehrenamtsakquise

Die Akquise von Ehrenamtlichen geschieht durch Gesuche und Anzeigen an unterschiedlichen Stellen und Orten. Welche Möglichkeiten bevorzugen Sie?
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Erfolgreiche Anzeigenschaltung im Projekt APAG

Quelle: Echte Anzeigen aus dem Projekt APAG aus dem Jahr 2016

Allein mit den beiden Anzeigen in der Abbildung sowie mit einem Eintrag bei der regionalen Ehrenamtsagentur wurden damals 18 Ehrenamtliche im Raum Trier für die Begleitung muttersprachlicher Erwachsener im Rahmen des Projektes akquiriert. So entstand ein fester Pool mit Personen, die sich kontinuierlich engagierten und auch nach Beendigung eines Tandems ihre ehrenamtliche Arbeit fortsetzten. Weitere acht Interessierte wurden nach einem Erstgespräch oder nach der Sensibilisierung nicht aktiv. Ein ähnlicher Verlauf zeigte sich auch im Folgeprojekt APAG II (2016-2018), wobei durch die Kooperation mit der Handwerkskammer ein neuer Lernort hinzukam. Auch für diesen Standort und für die dortige Lernarbeit mit Auszubildenden konnten durch Neu-Akquise in der lokalen Presse und im vhs-Programmheft ehrenamtliche Lernbegleitende gefunden werden.

Ebenfalls gute Erfahrungen wurden bei der Gewinnung von ehrenamtlichen Lernbegleiter*innen für Geflüchtete gemacht, deren zusätzliche Koordination und Unterstützung in Trier seit 2016 durch Mittel der lokalen Nikolaus-Koch-Stiftung geleistet werden konnte. Da das Presse-Echo in diesem Tätigkeitsbereich hoch war, fanden sich über die Berichterstattung in der lokalen Presse, einem Gesuch bei der Ehrenamtsagentur und der Auslage von Flyern knapp 30 Interessierte, von denen 22 ihre Arbeit aufnahmen.

Akquise über Kooperationspartner im Projekt 1zu1 basics

Auch das Projekt 1zu1 Basics von der vhs Frankfurt bindet Ehrenamtliche in Grundbildungsangebote mit ein. Wie die Ehrenamtlichenakquise hier abläuft – nämlich ein wenig anders als in Trier, was die Ehrenamtlichen mitbringen sollten und welche Strukturen vor Ort bei der Akquise helfen, hat uns Dr. Barbara Dietsche im folgenden Interview verraten.

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Gespür für die Zielgruppe als Voraussetzung


Annelie Cremer-Freis, Projekt APAG Trier

Ehemalige Lehrkräfte als Lernbegleiter*innen?

Oftmals engagieren sich (ehemalige) Grundschullehr- bzw. Förderschullehrkräfte in der Lernbegleitung. Sie bringen langjähriges Methoden-Know-How mit und können so gerade Anfängerinnen und Anfänger im Leselernprozess optimal unterstützen.

"Unsere Erfahrung war aber auch, dass man hier ganz deutlich vermitteln musste, dass es um Erwachsene geht – da sind Grundschullehrkräfte eher etwas „wenig“ erwachsenengerecht unterwegs gewesen und mussten immer wieder auf die Zielgruppe hingewiesen werden; letztlich hat die Lernbegleitung dann auch gut funktioniert. Hierbei boten die regelmäßig organisierten Austauschtreffen für die Ehrenamtlichen ein gutes Format zur Reflexion. “



Potenzielle Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter sollten sich diese individuellen Lernvoraussetzungen im Voraus bewusstmachen und ehrlich prüfen, ob sie auf diese eingehen können. Sie als Ehrenamtskoordinatorinnen und -koordinatoren können bei diesem Prozess unterstützen.

Weisen Sie an Ihrem Einsatzfeld interessierte Personen gerne auf die kostenlose Sensibilisierungsschulung des vhs-Ehrenamtsportals oder auch auf die Themenwelt Alltag mit Lese- und Schreibschwierigkeiten hin.

Eine intensive Beschäftigung mit der Thematik und eine gute Vorbereitung auf das Ehrenamt kann falsche Vorstellungen korrigieren und langfristig zu zufriedenen Ehrenamtlichen und Lernenden führen.

Zwei Hinweise zum Abschluss:
1. Nicht vergessen werden sollte, dass auch Lernende akquiriert werden müssen! Je nach Akquiseaktivitäten kann es passieren, dass die Einrichtung entweder eine zu große Anzahl an Ehrenamtlichen oder an Lernenden hat. Daher sollten beide Akquisephasen in Übereinstimmung gebracht werden.

2. Ehrenamtliche brauchen Anerkennung für ihren Einsatz! Fortlaufende Öffentlichkeitsarbeit, auch ohne Akquise-Absichten, kann für Ehrenamtliche ein stärkendes Moment sein und sollte genutzt werden. Die öffentliche Wahrnehmung drückt Anerkennung und Respekt für die geleistete Arbeit aus und honoriert sie damit mittelbar.

Weiterführende Materialien

In der Lektion Netzwerken und Angebote bewerben finden Sie nützliche Tipps und Hinweise zur Bewerbung informeller Angebote. Möglicherweise finden Sie hier noch weitere Ideen, wo Sie Ehrenamtliche suchen und finden können.

Außerdem haben wir Ihnen hier nützliche Checklisten und Materialien, zum Beispiel für die Bewerbung Ihres Angebots sowie Tipps für wirksame Öffentlichkeitsarbeit durch Zusammenarbeit mit den Medien zusammengestellt. Schauen Sie rein!

Autorenbild

Die Inhalte dieser Themenwelt wurden in Kooperation mit dem BMBF geförderten Projekt Knotenpunkte für Grundbildung (ehemals Projekt APAG) entwickelt. Sie sind angelehnt an die Handreichung „Aufbau und Entwicklung eines ehrenamtlichen Lernbegleitsystems. Praxishandbuch für Institutionen“ aus dem Jahr 2018. Das Projekt wird durch die Stadt Trier umgesetzt. Ansprechpartner*innen sind unsere Expertinnen Dr. Nina Krämer-Kupka und Annelie Cremer-Freis. Maßgeblich beteiligt an der Handreichung war zudem Dr. Susanne Barth.

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Welche Erfahrungen haben Sie bereits mit der Akquise von Ehrenamtlichen und den unterschiedlichen Werbemöglichkeiten gemacht? Welche waren aus Ihrer Sicht besonders effektiv? Was lohnt sich Ihrer Meinung nach eher nicht?